Das Institut Iliade in Paris ist eine einzigartige Einrichtung, die sich der Bewahrung und Förderung der europäischen Identität, Geschichte und Kultur verschrieben hat. Seit seiner Gründung hat es sich zu einem wichtigen Akteur in der intellektuellen Landschaft Frankreichs entwickelt, insbesondere für jene, die Wert auf die „lange europäische Erinnerung“ legen. In diesem Blogbeitrag werfen wir einen detaillierten Blick auf die Geschichte, die Mission, die Aktivitäten und die Kontroversen rund um das Institut Iliade.
Gründung und Hintergrund
Das Institut Iliade wurde 2014 gegründet, inspiriert durch das Vermächtnis von Dominique Venner, einem französischen Historiker, Essayisten und kontroversen Denker der rechten intellektuellen Szene. Venner, der 2013 durch seinen öffentlichkeitswirksamen Freitod in der Kathedrale Notre-Dame de Paris Aufmerksamkeit erregte, wollte mit diesem Akt ein Zeichen gegen den seiner Meinung nach drohenden kulturellen und demografischen Niedergang Europas setzen. Seine Schriften, insbesondere die Betonung der europäischen Identität und Geschichte, bilden die ideologische Grundlage des Instituts.
Das Institut wurde von mehreren Persönlichkeiten der französischen Rechten gegründet, darunter Philippe Conrad, ein Historiker und ehemaliges Mitglied des GRECE (Groupement de recherche et d’études pour la civilisation européenne), sowie Jean-Yves Le Gallou, ein ehemaliger Politiker und ebenfalls ehemaliges GRECE-Mitglied. Seit seiner Entstehung wird das Institut von Philippe Conrad geleitet.
Der Name „Iliade“ ist eine bewusste Anspielung auf Homers Epos, das als eines der Gründungswerke der europäischen Kultur gilt. Das Institut sieht sich selbst als Bewahrer eines kulturellen Erbes, das auf den Prinzipien von „Natur als Fundament, Exzellenz als Ziel, Schönheit als Horizont“ basiert – ein Leitspruch, der die Arbeit des Instituts prägt.
Mission und Ziele
Die Hauptaufgabe des Institut Iliade ist die Ausbildung und intellektuelle Stärkung junger Europäer, um sie auf die Herausforderungen der heutigen Zeit vorzubereiten. Es beschreibt sich selbst als eine „Schule für Kader“, die darauf abzielt, eine intellektuelle und spirituelle „Wirbelsäule“ zu schaffen, die junge Menschen in einer als chaotisch empfundenen Welt unterstützt. Die Ausbildung ist dabei nicht nur akademisch, sondern auch kulturell und ethisch ausgerichtet, mit dem Ziel, ein Bewusstsein für die europäische Zivilisation zu schaffen.
Das Institut verfolgt eine metapolitische Strategie, was bedeutet, dass es weniger auf direkte politische Einflussnahme abzielt, sondern auf die Veränderung von Denkweisen und kulturellen Narrativen. Es sieht die Kultur als zentralen Kampfplatz und setzt auf Bildung, Publikationen und Veranstaltungen, um seine Ideen zu verbreiten. Zu den Kernthemen gehören:
Das Institut betont, dass es unabhängig von politischen Parteien operiert und sich auf die Vermittlung einer „Weltanschauung“ konzentriert, anstatt ein politisches Programm zu verfolgen.
Aktivitäten des Instituts
Das Institut Iliade ist vor allem für seine vielfältigen Aktivitäten bekannt, die darauf abzielen, seine Botschaft einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Zu den zentralen Säulen gehören:
1. Ausbildungsseminare
Das Institut bietet jährliche Ausbildungszyklen an, die sich an junge Menschen richten, insbesondere zwischen 18 und 30 Jahren. Diese Seminare decken Themen wie Geschichte, Ideengeschichte, Geopolitik, europäische Ethik und nonkonforme Denkansätze ab. Die Kurse finden in Paris und anderen Städten Frankreichs statt und sind darauf ausgelegt, den Teilnehmern eine fundierte intellektuelle Grundlage zu geben. Die Ausbildung ist anspruchsvoll und zielt darauf ab, eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten zu schaffen, die die Ideen des Instituts weitertragen.
2. Jährliche Kolloquien
Eines der bekanntesten Ereignisse des Instituts ist sein jährliches Kolloquium, das in Paris, oft in der Maison de la Chimie, stattfindet. Diese Veranstaltungen ziehen Hunderte von Teilnehmern an und behandeln Themen, die für die europäische Identität als relevant angesehen werden. Beispiele für vergangene Themen sind „Von der Ästhetik der Europäer“ (2015), „Ökologie der Verwurzelung“ (2020) oder „Das Europa unserer Kinder“ (2024). Das Kolloquium 2025, das für den 5. April angesetzt ist, widmet sich dem Thema „Penser le travail de demain“ (Das Arbeiten von morgen denken) und untersucht die Veränderungen der Arbeitswelt in einem europäischen Kontext.
Die Kolloquien bieten Vorträge, Diskussionen, künstlerische Darbietungen und Ausstellungen, die das intellektuelle und kulturelle Engagement des Instituts unterstreichen. Sie sind auch eine Plattform für den Austausch mit anderen europäischen Akteuren, die ähnliche Ziele verfolgen.
3. Publikationen
Das Institut ist aktiv im Bereich der Veröffentlichungen. Es gibt regelmäßig Bücher, Essays und Zeitschriften heraus, darunter das jährliche „Cahier d’études pour une pensée européenne“, das von der Nouvelle Librairie veröffentlicht wird. Diese Publikationen behandeln Themen, die mit den Zielen des Instituts übereinstimmen, und bieten Rezensionen, Manifeste und Analysen. Darüber hinaus stellt das Institut eine „ideale Bibliothek“ zusammen, die Werke empfiehlt, die als wichtig für das Verständnis der europäischen Kultur angesehen werden.
4. Kulturelle Initiativen
Kultur spielt eine zentrale Rolle in der Arbeit des Instituts. Es fördert Kunst, Literatur und Musik, die als Ausdruck europäischer Werte gelten. Dazu gehören Empfehlungen von Comics („BDthèque idéale“), die Verbreitung von Videos und die Organisation von Veranstaltungen, die die europäische Ästhetik feiern. Das Institut nutzt auch moderne Medien, wie soziale Netzwerke und SoundCloud, um seine Botschaft zu verbreiten.
5. Europäische Vernetzung
Das Institut Iliade pflegt Beziehungen zu ähnlich gesinnten Organisationen in anderen europäischen Ländern, wie dem Institut Énéide in Italien. Es organisiert Veranstaltungen, die den europäischen Zusammenhalt fördern sollen, und lädt Redner aus verschiedenen Ländern ein, um eine gemeinsame Vision für Europa zu entwickeln.
Kontroversen und Kritik
Das Institut Iliade ist nicht unumstritten. Aufgrund seiner Wurzeln in der Neuen Rechten und der Betonung einer „europäischen Identität“, die oft als exklusiv interpretiert wird, steht es regelmäßig in der Kritik. Insbesondere der Begriff „Grand Remplacement“ (Großer Austausch), den das Institut in seinen Publikationen verwendet, ist hoch kontrovers. Dieser Begriff, der auf den Schriftsteller Renaud Camus zurückgeht, beschreibt die angebliche Verdrängung der europäischen Bevölkerung durch Einwanderung, insbesondere aus Afrika und dem Maghreb. Kritiker werfen dem Institut vor, mit solchen Narrative rassistische und fremdenfeindliche Ideologien zu fördern.
Im Jahr 2024 sorgte das Institut für Schlagzeilen, als es Pläne für die Eröffnung eines „Cercle Europa“ in Paris ankündigte, eines exklusiven Clubs, der als „Treffpunkt für Europäer“ beschrieben wurde. Diese Ankündigung führte zu Anzeigen beim Pariser Staatsanwalt durch den Senator Ian Brossat, die Organisation SOS Racisme und den Pariser Polizeipräfekten, die dem Institut vorwarfen, einen Ort der Diskriminierung schaffen zu wollen. Das Institut wies diese Vorwürfe zurück und sprach von einem Missverständnis und einer „semantischen Verschiebung“. Die Debatte zeigt jedoch, wie polarisierend die Arbeit des Instituts in der französischen Öffentlichkeit wahrgenommen wird.
Darüber hinaus wird das Institut oft mit der extremen Rechten in Verbindung gebracht, obwohl es sich selbst als unabhängig von politischen Parteien sieht. Die Teilnahme von Persönlichkeiten wie Marion Maréchal oder Mitgliedern von Identitären Gruppen an seinen Veranstaltungen hat diese Wahrnehmung verstärkt. Kritiker wie der Historiker Stéphane François argumentieren, dass das Institut die Ideen des GRECE weiterführt, insbesondere die Verteidigung einer „europäischen“ oder „weißen“ Identität, was es in die Nähe von problematischen Ideologien rückt.
Rechtliche Auseinandersetzungen
Das Institut Iliade hat sich auch in rechtlichen Auseinandersetzungen engagiert, insbesondere gegen Maßnahmen, die es als Einschränkung seiner Meinungsfreiheit ansieht. 2023 leitete es mehrere Klagen ein, darunter gegen die sogenannte „Circulaire Darmanin“, eine Anweisung des französischen Innenministers, die Präfekten dazu aufforderte, Veranstaltungen der „ultrarechten“ Szene zu verbieten. Das Institut sah darin eine politische Diskriminierung und klagte sowohl vor dem Conseil d’État als auch vor anderen Gerichten. Diese Auseinandersetzungen unterstreichen die Spannungen zwischen dem Institut und den französischen Behörden.
Fazit
Das Institut Iliade ist eine facettenreiche Einrichtung, die sowohl Bewunderung als auch scharfe Kritik hervorruft. Für seine Anhänger ist es ein unverzichtbarer Akteur im Kampf um die Bewahrung der europäischen Kultur und Identität, ein Ort der Bildung und Inspiration in einer Zeit des Wandels. Für seine Kritiker ist es ein Symbol für rückwärtsgewandte und potenziell diskriminierende Ideologien, die die offene Gesellschaft gefährden.
Unabhängig von der Perspektive ist das Institut ein Spiegelbild der tiefen ideologischen Spaltungen in der heutigen europäischen Gesellschaft. Es zeigt, wie Fragen von Identität, Kultur und Geschichte weiterhin leidenschaftliche Debatten auslösen. Wer sich mit den intellektuellen Strömungen Europas auseinandersetzen möchte, kommt an einer Auseinandersetzung mit dem Institut Iliade kaum vorbei.
Quellen:
Dieser Blogbeitrag bietet einen umfassenden Überblick über das Institut Iliade, ohne dabei die Komplexität und die kontroversen Aspekte seiner Arbeit zu verschweigen. Wenn Sie weitere Fragen oder spezifische Aspekte vertiefen möchten, lassen Sie es mich wissen!